Bier minus Brezeln gleich Wein

Theater und Netz. Arbeit und Appetit. Hemmung und Häppchen. Es muss dann doch etwas zur kulinarischen Situation gesagt werden. Die Wien – Berlin Connection, die im Bloggerspace vom letzten Jahr ihre Twitterbekanntschaft in eine Real-Life-Freundschaft-zwischen-Städten umgewandelt haben, berichten.

Ein nicht-mehr-ganz-so-live-Bericht

von Berlin (Eva Biringer) und Wien (Anne Aschenbrenner) 

Berlin

Nachdem schon am ersten Konferenztag ein explizit als solches ausgewiesenes vegetarisches Mittagsessen serviert wurde, konnte das Rätsel seiner Herkunft am Sonntag geklärt werden. Für das Catering zeichnete W – Der Imbiss in der Kastanienallee verantwortlich. Was für ein Glücksfall! Dass die Enchilladas mit Tofuhack und Käse (in der veganen Version ohne) vom Samstag ein wenig trocken waren, lag vielleicht an der vorgerückten Stunde der Verkostung; so ernst nehmen wir unsere Bloggerpflicht. Pur geschmacklich neutral, verhalfen Guacamole und Sour Cream dem dazu gereichten Maisbrot zum mittelgroßen Auftritt. All das mit einer flotten Schärfe, die dem ein oder anderen zart besaiteten Bloggerauge ein Tränchen entlockte.

Weitaus raffinierter fiel der Lunch am zweiten Konferenztag aus. Gedämpfter Tofu, Blattspinat mit Feta, knackige Grüne Bohnen, Champignons und glasierte rote Zwiebeln, dazu Klebreis mit Nüssen. Konsequent wurde der nachhaltige Anspruch bis hin zum Holzgeschirr zu Ende gedacht.

image

Unklarheit bestand hingegen in der Provenienzfrage des Kleingebäcks. Während beider Konferenztage sorgte die Heinrich-Böll-Stiftung für eine quasi lückenlose Keksversorgung. Donnerwetter, waren die lecker! So lecker, dass zur Lückenüberbrückung geheime Kekeslager eingerichtet wurden. Kross oder mundfüllend-weich, herb oder mit ausbalancierter Süße. Egal ob Mohn-Kokos, Nuss, Mürbeteig mit Sonnenblumenkernen oder Florentiner – jeder hatte Applaus verdient. Bravo!

Für Unmut im Oberrang sorgten hingegen die für den Konferenzausklang angesetzten Bier und Brezeln. Obgleich manch ein Blogger Punkt 17 Uhr alles stehen und liegen ließ, konnte er am Ende des ersten Konferenztages keine der begehrten Brezeln ergattern. Manch einer hielt sie für ein Gerücht. Das Bier soll geschmeckt haben und führte zu grundsätzlichen Überlegungen zu Start-up-Gründungen im Biersegment.

Beim Wein belässt man es bei je einer Sorte rot und weiß. Vor dem ersten Schluck erinnerte der 2012er Spätburgunder von Trautwein den Mittester an „Schwein“ oder, etwas subtiler, an durchwachsenen Speck, satt und mit charakteristischer Räuchernote. Allerdings hielt er dieses Versprechen nicht, war
am Gaumen schal und wenig lebhaft.

Eine bessere Wahl war der mit Demeter-Siegel zertifizierte Rivaner, ebenfalls von Trautwein. In der Nase Zitrus, mit jener frühsommerlichen Frische, nach dem sich die Stadt Anfang Mai so sehnt, mit einer Vorahnung von klarer Säure, stärker gerochen als geschmeckt. Trotz etwas fahlem Nachgeschmack wurde er auf eine banale Art gemocht, „wie Popmusik“.

Danke an Mittester Mr.B., weil zwei Zungen immer mehr schmecken als eine.

Danke an Vivino, für die lückenlöse Aufklärung über die Getränke in unserem Glas.

Danke an die Heinrich-Böll-Stiftung für die voraussschauende und herzliche Betreuung aller Bloggerbefindlichkeiten.

Danke an Musik mit allem und viel Scharf für das wunderlichste Kaffeevideo des ersten Halbjahres.

Wien

Berlin hat alles schon gesagt, was ich gesagt hätte, nur viel eleganter. Ich als Wiener Proletenkind, das noch nicht komplett hipsterisiert ist („Hilfe, ich habe glutenfrei gegessen!“) litt in erster Linie am Brezel-Mangel – es wäre das einzige, worüber ich schreiben hätte können. Die Kohlenhydrateaufnahme durch Bier allein hatte für zumindest einen von uns handfeste Folgen, da er Jacke mit Schlüssel liegen ließ und dann am Ende sonst wo übernachten muss, denn nachts schläft auch die Böll-Stiftung und Jacke mit Schlüssel holen in dem Sinn: Fehlanzeige.

Zu den Keksen vielleicht die Geschichte von Laura (#esgehtumlaura), die „zum Frühstück alles gegessen hat: Soja, Früchte, Nüsse, Honig und Kerne.“ Alles in einem Keks! Mangels Zeit – ein rezidivierendes Problem im Bloggerspace – haben wir auf den Böll-Stiftung-Keks-Werbe-Spot-Dreh leider verzichten müssen. Dafür ist uns ein neuer Slogan für die nächste Konferenz eingefallen: Böll statt Böller. Die Kalauer waren vermutlich auch… im Keks.

Um mit der Wein-App (jetzt einmal wirklich Wein, nicht Vine – die digitale Welt macht echt alles schwierig!) den Wein zu bestimmen, tunkt man übrigens nicht das Smartphone ins Weinglas, sondern scannt die Flasche. Oder so ähnlich. Sie sehen: Bloggerspace kann auch lehrreich sein.

2 Gedanken zu “Bier minus Brezeln gleich Wein

  1. Das Alter vom Bier? Mann, Alter. Die Jahrgänge zählen doch nur beim Wein. Und der wird doch bei zunehmenden Jahresringen (Oder heißt es Speckröllchen? Daher wohl das Schwein im Wein) immer besser.
    Stefan

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar